Geschichte Kirche Lützelflüh
Unter der Schirmherrschaft der Landvogtei Brandis wurde die Kirche von Lützelflüh, ein spätgotischer Sakralbau, im Jahre 1505 letztmals in der heutigen Grösse erweitert, ausgenommen der Kirchturm der bis 1886 an der nördlichen Aussenwand des Chores bestehen blieb. Auch der baufällige Hochaltar, gewidmet der Heiligen Katharina, musste ersetzt werden. Grösse von Schiff und Chor, abgetrennt durch einen spätgotischen Triumphbogen, deuten auf die kirchengeschichtliche Wichtigkeit der Kirche hin. Mit der Reformation verschwand der neue Hochaltar, die Altarplatte (Mensa) wurde als Bodenplatte benutzt. Die schönen alten verschiedenen Wappenscheiben der Adelsgeschlechter verschwanden, wohin weiss niemand.
Mit dem Hochaltar, dem spätgotischen Taufstein und schönen Glasfenstern entsprach unsere Kirche schon vor der Reformation dem eher nüchtern kühlen Raum im Sinne der neuen Glaubensrichtung. Die wertvollen und schützenswerten Einrichtungen entstanden erst in folgenden Jahrhunderten.
Die Kanzel um 1640, eine Schöpfung der Spätrenaissance (Manierismus) z.B. hinweisend die Pilaster mit dem Blattwerk. Ein Werk des Tischmachers Hans Vetter aus Burgdorf. Dazu gehörend das Stundenglas aus dem Anfang des 18. Jhd in schönster Handwerkskunst geschmiedet.
1785 erhielt unsere Kirche die erste zweimanualige Orgel, eingebettet in einem bis heute intakten und denkmalgeschützten Prospekt. Ein reizendes Beispiel spätbarocker Orgelkunst geschaffen vom Orgelbauer David Fueter und Melchior Grob welcher auch Organist war. Der damalige Landvogt C. Rudolf Kilchberger war die treibende Kraft und grosser Sponsor. Die Kosten in heutiger Währung betrugen Fr. 52'000.-- Gleichzeitig erhielt die Empore auch das schön geschweifte Brüstungsgeländer mit den kunstvoll gedrechselten Säulen.
Mit der grossen Innenrenovation der Kirche von 1962 wurde die Entstehungsgeschichte der Kirche aus dem Anfang des 12. Jhd entdeckt. Die gut erkennbaren Grundmauern einer romanischen Kirche mit einem erstmals in unserer Gegend vorkommenden romanischen Triumphbogen. Leider fand man kein Gründergrab. Man kennt das Familienwappen des Edlen und wohlhabenden Fryherrn Thüring vom Schloss Lucelfluo, welcher 1125 das Kloster Trub gründete. So ist es naheliegend, dass dieser am Fusse seines Schlosses vor dem Kloster Trub die erste Kirche erbaute und diese mit allen Rechten,Tauf-Bestattungs-und Zehntenrechten sowie dem niederen Gericht, ausstattete. Die Kirche war damals schon eine Pfarrkirche geführt durch einen Dekan.
Mit der Sanierung wurde auch die historisch wertvolle Sandsteinplatte aus dem Boden gehoben und mit neuen Sandsteinwangen unterstellt. Sie dient seither als Abendmahlstisch. Die Kanzel befreite man von den Holzverschalungen in ihren ursprünglichen Zustand und der heutige Taufstein wurde nach dem Vorbild von 1505 originalgetreu angefertigt. Die vier verbliebenen und einzigartigen Kabinettglasbilder von 1485 schmücken das Nordfenster bei der Kanzel.
Die Kirche steht seit 1962 unter dem Denkmalschutz der schweizerischen Eidgenossenschaft.